Es gibt auf diesem Planeten immer wieder ganz besondere Persönlichkeiten.
Wenn du Glück hat begegnet dir Eine davon.
Und wenn du ganz grosses Glück hast verweilt diese Persönlichkeit bei dir.
Ich hatte dieses unaussprechliche Glück, denn diese einzigartige Persönlichkeit teilte 9 Jahre mit mir mein Leben.

Ich glaube ganz fest daran, dass alles in unserem Leben in einem grossen Buch hinterlegt ist. Und bestimmt steht in meinem Kapitel auf Seite 1398-
"eine grosse Persönlichkeit wird deinen Weg kreuzen und ihr werdet eine wundervolle Zeit miteinander verleben..."
Wie diese Zeit sich gestalltet hat, habe ich im Laufe der Jahre versucht auf diesen Seiten niederzuschreiben.
Jetzt schreibe ich an dem letzten Kapitel, eines mit der schwersten.

Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Tag im Juni 1998.
Mein Prinz, wenn du wüsstest- ich stieg aus dem Auto und es war Liebe auf den ersten Blick. Du bist weggelaufen und hast mich keines Blickes gewürdigt- es war schon ein wenig entmutigend. Dein damals schon ausgesprochen starker Wille hat mich beeindruckt- doch ehrlich gesagt wusste ich nicht worauf ich mich einlassen musste.
Vielleicht war es meine Hartnäckigkeit, nein, heute nenne ich es Schicksal- wenn ein Hund, dann musstest DU es sein. So geschah es...

Meine Güte, die erste Zeit du hast unser Leben mächtig auf den Kopf gestellt.
Da gab es Themen wie Stubenreinheit- du hast dich gemeldet wenn du dich lösen wolltest. Es gab ein kleines Malleur, sorry, es war mein Fehler, ich habe nicht schnell genug reagiert.
Deinen strafenden Blick werde ich nicht vergessen.
Zerstörung- ausser einem Schuh kann ich mich an nichts Anderes erinnern.
Doch, die Matratze hast du nach einem drei Stunden Spaziergang zerpflückt, ich weiss bis heute nicht warum...
Futter- mit langen Zähnen hab ich dich fressen gesehen. War es wirklich soooo schlimm?
Ok, wir liebten Pizza und den Hubertustopf gemeinsam auf dem Sofa, verstehe...
Gehorsam- damit hast du uns auf eine harte Probe gestellt. Du grosser Dickschädel, was haben wir nur mit dir mitgemacht.
Ganz zu schweigen von deiner Rockerphase, du warst ein "schlimmer Finger"...
Mit 10 Monaten hast du mir das erste mal gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Du hast mit vollem Körpereinsatz zwei Männer in die Flucht geschlagen- ich war schwer beeindruckt.

Es kam die Zeit, dass du verstanden hast, nicht jeder tanzt nach deiner Pfeife.
Fast 4 Jahre hat es gedauert- es war eine schwere Zeit.
Doch genau das war es, was dich so einzigartig machte.

Du bist für dein Leben gern mit mir zusammen Auto gefahren.
Unser Marbella war dein "zweites Zuhause". Du hast diese Klapperkiste immer mit vollem Körpereinsatz beschüzt.
Irgendwelchen Typen an der Tankstelle, die mein Telefon stehlen wollten hast du gezeigt, dass man die Finger nicht in fremder Leute Auto steckt.
Hundert weitere Geschichten fallen mir dazu ein...

Du warst eine Mimose, wie sie im Buche steht.
Bist du auf einen Stein getreten hattest du drei Stunden ein "gebrochenes Bein".
Ich werde deinen Blick nicht vergessen- dann kamst du zu mir, wolltest gedrückt werden und hast mir minütlich gezeigt, dass es immer noch sehr, sehr weh tat.
Ich vermisse deine Muschelohren de luxe in diesen Momenten...
Aber als deine Krallen ausfiehlen, hast du dir ohne Narkose die Überreste ziehen lassen.
Ich hab weinend neben dir gestanden, weil ICH vor Schmerz fast gestorben wäre.
Du warst immer für eine Überraschung gut, du mutiger Kerl...

Du hast auch mehr als Mut bewiesen, als du mein Leben gerettet hast- an diesem Abend kurz vor Weihnachten.
Den Fusstritten, den Fäusten des Angreifers bist du ausgewichen und hast dich immer wieder vor mich gestellt.
Du wusstest genau, was zu tun ist- ich habe dir blind vertraut. Danke dafür mein Baby...

Ich vermisse deinen Blick, wenn du als Chefglotzer auf dem Sofa getrohnt hast und niemand, aber auch wirklich niemand es gewagt hätte, diesen Platz in Anspruch zu nehmen.
Du warst so ein Charakterschädel.
Niemals hast du fremde Leute auch nur eines Blickes gewürdigt. Sie hätten sich auf den Kopf stellen können, nein, du hast sie ignoriert und mich mit diesem gequälten Blick angeschaut als wolltest du sagen- bitte schick sie wieder weg, ich möchte meine Ruhe haben...

So fern du vielleicht für die Einen warst- wir waren uns immer sehr nah. Stundenlang haben wir zusammen auf dem Sofa oder in deinem Korb gelegen.
Ok, Ralph darf es nicht wissen, aber das Bett war auch immer sehr gemütlich...
Selbst auf dem kleinsten Hocker wolltest du bei mir auf dem Schoss sitzen. Du hast es immer geschafft mich zu überreden- es passte immer, irgendwie.

Du konntest auch ein Kindskopf sein, ein bisschen albern hin und wieder- deine dollen fünf Minuten.
Dann hast du etwas angeschleppt, und wenn es eine leere Flasche war und hast sie durch die Luft geworfen, sie durch die Gegend geschossen. Wie oft habe ich kopfschüttelnd und lachend deiner Show zugeschaut- herrlich war es!
Dann bist du zu mir gekommen, sanft aber sehr bestimmt hast du mich in die Küche gezogen- dort fand sich als Lohn für deine Zirkusnummer immer ein kleiner Leckerbissen.

Wundervolle Urlaube haben wir verbracht. Du liebtest die See und den Strand. Für Wasser konnte ich dich nie begeistern, dafür war der Strand die ideale Rennstrecke.
Der letzte Urlaub im März, da bist du noch einmal richtig aufgeblüht.
Albern und drollig, wie zu deinen besten Zeiten...

Dann ging alles sehr, sehr schnell. Ich bemerkte Veränderungen an dir, die nicht auf dein Alter zurückzuschliessen waren.
Ich habe wärend dieser Zeit viel über die Vergangeheit und die Zukunft nachgedacht.
Wie wird es ohne dich weitergehen? Die Antwort habe ich bis heute nicht für mich gefunden.
Eines war unausgesprochen klar, ich wollte für dich da sein. So, wie auch du immer für mich dagewesen bist.
Ich hoffe, dass ich dem gerecht geworden bin.

Glaube mir mein Baby, es war eine mit der schwersten Entscheidungen, die ich je in meinem Leben treffen musste.
Ich hätte uns noch den Sommer gewünscht, doch dazu kam es leider nicht mehr...

An diesem Montag, dem 30.April wusste ich noch nicht, dass sich mein Leben so drastisch verändern würde- ähnlich wie an diesem Tag im Juni 1998.
Ich bin kein sehr gläubiger Mensch, doch wenn es so etwas wie eine Seele gibt, dann weiss ich heute, dass ein Teil davon mit dir gegangen ist.
Du warst nicht nur mein Hund, mein Freund, mein Beschützer und mein Baby- du hat mir viel mehr gegeben.
Mein Prinz, wir waren ein tolles Team!




Mein Derwi- immer, wenn ich von dir erzähle, fallen Sonnenstrahlen in meine Seele.
Mein Herz hält dich umfangen, so als wärst du nie gegangen... und bis wir uns wiedersehen- lauf mein Junge, lauf!
Misch sie alle auf, so wie du mein Leben aufgemischt hast.
In meinem Herzen, in meiner Seele- du wirst immer mein Baby, mein Prinz, mein Chefglotzer und mein Leben sein...














Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Freunden und Bekannten bedanken, die immer ein offenes Ohr hatten, die manchmal einfach nur durch eine stille Minute, einen Griff zur Hand, mit einen Blick mir Kraft und Mut gegeben haben.
Dir, liebe Sabine für kabelqualmende, gute und vor allem aufklärende Gespräche.
Dir, liebe Geraldine- deine Euphorie hat mich oft auf andere Gedanken gebracht.
Tierarzt Claus Römberg, der sehr aufrichtig meinen sehnlichsten Wunsch erfüllt hat.

Die grösste Danksagung gehört meiner Mutter- dies ist nicht in Worte zu fassen.
Mutti, danke!!! Du weisst was ich meine...
Copyright © 2007 Melanie Neth. Alle Rechte vorbehalten