Eine Ode an den Hund...
oder die Erkenntnis, wie Hunde lieben


Die folgenden Gedanken sind mein Liebesbeweis für das wunderbare Geschöpf, das jeden Tag mit glänzenden Augen und feuchter Nase vor mir steht.

Gross scheint das Bedürfnis, etwas über das Phänomen zu erfahren, das für uns Menschen das Wichtigste im Leben zu sein scheint- die Liebe.
Über Menschenliebe wurden unendlich viele theoretische Abhandlungen verfasst, aber all das ist in meinen Augen weniger überzeugend als ein lebendiger Beweis von ihr.
Ich habe das grosse Glück, jeden Tag Liebe zu erfahren und das in ihrer reinsten Form- Hundeliebe.

Meine Gedanken beruhen nicht auf wissenschaftlichen Analysen, Forschungsprojekten oder Ähnlichem. Es sind Beobachtungen, die ich täglich, im Zusammenleben mit meinem Hund erfasse.
Seit Charles Darwin wehren sich Verhaltensforscher gegen die Vorstellung, Tiere besässen ein Bewusstsein, somit auch die Fähigkeit zu lieben.
Losgelöst davon habe ich im Laufe der Zeit meine eigene Theorie verfasst. Darüber hinaus behaupte ich, dass nur wenige Hundehalter folgendes bestreiten:
Hunde sind fähig, Gefühle zu entwickeln, denn

...sie brauchen keine Theorie und keine wissenschaftliche Abhandlung über die Liebe, die sie geben- sie zeigen sie einfach, ununterbrochen. Es ist erstaunlich welch Potential in ihnen steckt. Bedingungslos und ohne den Hauch von Zwiespältigkeit zeigen sie uns ihre Liebe. Hunde lügen nicht, wenn es um ihre Empfindungen geht, weil sie gar nicht imstande dazu sind, denn sie haben sich ihre Ehrlichkeit gegenüber selbst bewahrt. Es liegt in ihrer Natur.
Niemals habe ich erlebt, dass einer nur von ihnen so tat, als wäre er glücklich oder unglücklich. Wenn er glücklich oder traurig ist- in menschlichen Worten gemessen, dann erfüllt ihn dieses Gefühl total. Er verwandelt sich in ein Wesen, das aus schierer Freude oder schierem Kummer besteht. Er ist in diesem Moment immer aufrichtig, und absolut unfähig zu heucheln.

Hunde zerbrechen sich nicht den Kopf darüber, wie ihre Artgenossen sie wahrnehemen könnten. Sie müssen nicht ihre Lust am Leben kaschieren, weil sie Angst haben, als naiv oder weltfremd abgestempelt zu werden. Sie müssen keine Langeweile vortäuschen, obwohl sie in Wirklichkeit ungemein an einem Thema interessiert sind, nur weil sie sich keine Blösse geben und nicht als unwissend gelten wollen. Hunde stehen nie angeödet auf Parties herum und fragen sich, worüber sie sich unterhalten sollen, oder warum sie dieses Kreuz überhaupt auf sich genommen haben, oder was für eine bedauernswerte Figur sie in den Augen der eleganteren oder amüsanteren, wichtigen Gäste machen. Sie reissen sich kein Bein aus, um witzig und geistreich zu sein.

Hunde sind ohne Neid und Missgunst. Ihre Liebe ist voller Unschuld, unverbildet und ohne Selbsttäuschung. SIe sind freimütig, ohne Arglist. Sie quält nicht das Bedürfnis, Werturteile zu fällen und Vergleiche zu ziehen. Sie sind zufrieden, dort zu sein, wo sie sich gerade befinden. Der Grund ist ohne Zweifel der, dass sie in vollkommender Harmonie mit sich selbst leben, ohne sich mit Alternativen zu quälen. Wenn sie lieben, dann mit "Haut und Haar"...

Der Mensch sollte es als ein Geschenk ansehen, diese Liebe erfahren zu dürfen. Auch ich ertappe mich oft selbst dabei, es zu übersehen, zu ignorieren, als selbstverständlich hinzunehmen. Doch der Hund wird es dir nicht nachtragen, denn er ist gegnüber dem Menschen in dieser Verhaltensweise einzigartig. Hunde sind nicht nachtragend, denn sie scheinen frei, von der Zwiespältigkeit der Gefühle zu sein. Menschen können lieben und hassen, gleichzeitig. Bei Hunden scheint dies undenkbar, vielleicht liegt es am Mangel der emotionalen Vielschichtigkeit oder einfach daran, dass sie nicht an einem Gefühlswirrwarr leiden wie wir.

Viele der aufgeführten, täglich erlebten Verhaltensweisen lassen mich darüber nachdenken, ob ich Neid gegenüber meinem Hund empfinde.
Ich denke, dass ich meinem Hund die Freitheit neide, einfach das zu sein, was er ist. Einfach das zu tun, was ihn zu diesem wunderbaren Geschöpf macht. Neid ist in diesem Zusammenhang kein negativer Aspekt, im Gegenteil. Mein Hund hält mir vor Augen, was mir verloren gehen kann, wenn ich nicht zumindest im Ansatz versuche, Gleiches zu tun.
Denn, wie oft können wir Menschen sagen, dass wir genau das tun, was wir gemäss unserer Dinge auf dieser Erde tun sollten?

Jeffrey M. Masson schrieb: Jemanden um seiner selbst willen zu lieben, diese wunderwirkende Eigenschaft besitzt der Hund. Er liebt uns so tief und wahrhaftig, über alle Erwartungen und Masse hinaus, unabhängig davon, ob wir es verdienen..."

Liebe in ihrer reinsten Form, Hundeliebe! Unverblümt, ohne Einschränkung, ohne Kompromisse. Mein Hund zeigt es mir jeden Tag, es ist wirklich einfach. Doch ich denke- hin und wieder fehlt den Menschen einfach der Mut, dieses in die Tat umzusetzen...
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