Rückblicke...

Mein Grosser wird es von mir genannt, wenn er mit mir das Sofa teilt.
Alter Freund immer dann, wenn er mal wieder seinen Dickkopf durchsetzen möchte.
Chefglotzer, Kartoffelkopf, Dicky, Kanisterschädel, kleiner Prinz- und noch viele Namen mehr haben sich im Laufe der letzen Jahre angehäuft.

Ich blicke zurück auf wundervolle Spaziergänge, spannende Geschichten, kleine Anekdoten, Alltägliches, haarsträubende Erlebnisse...
Wir haben viele Hürden gemeistert, viel erlebt in dieser Zeit.

Jetzte steht uns die nächste Herausvorderung bevor, nämlich die Erkenntnis- wir werden älter.

Derwen zeichnet sich mitlerweile durch seine Gelassenheit aus.
Mit Besonnenheit und für mich schon fast unausstehlicher Ruhe tritt er täglich unsere Spaziergänge an.
Er geniesst es wie eh und je mit mir durch Wald und Wiesen zu laufen- aber mitlerweile alles in einem sehr dosierten Tempo. Es gibt keine Hast und keine Eile mehr.
Die Zeiten des, ich muss aber zuerst an der Weggablung sein sind vorrüber.

Grosses Aufbäumen und Imponiergehabe gehören der Vergangenheit an. Cool und erhaben werden heute Situationen gemeister- ein Blick, einmal das Bein gehoben- fertig, noch Fragen, weiter geht's.

Einem wildem Spiel ist er nicht abgeneigt, aber bitte keine Marathonveranstaltungen mehr. Viel wichtiger und schöner ist es nun in die Ferne zu blicken, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und alles, aber auch alles unter Kontrolle zu haben.
Der Kopf bleibt auch liegen, wenn der Briefträger klingelt- den kennt er nämlich schon. Warum aufstehen und unnötig Energien verbrauchen?!
Fremde werden begutachtet und mit einem Blick, in menschlichen Worten gesprochen der absoluten Gleichgültigkeit bestraft.

Dies zeigte sich ganz deutlich während der Renovierungsphase in unserem neuen Heim. Hin und wieder machte ich mir Gedanken darüber, ob es von Vorteil sei den Hund immer mit auf die Baustelle zu nehmen. Denn auch bei aller Besonnenheit hat Derwen nicht, ich nenne es das "Feuer" in den Augen verloren.
Da hätte es schon vorkommen können, dass vor dem Betreten des Hauses ein Handwerker genauestens unter die Lupe genommen wird. Und nicht jeder "gestandene" Mann erliegt dem Charm eines Ridgebacks- wenn Ihr versteht was ich meine.
Und nun waren da fremde Menschen in jedem Raum, es herrschte ein ewiges Kommen und Gehen.
Derwen hat mich wieder eines Besseren belehrt- alles funktionierte einwandfrei.
Der Hundekorb wurde bewusst auf der Terasse positioniert- so hatte der kleine Chefglotzer immer alles im Blick. Und wenn Hund wusste wer wo seine Arbeiten verrichtete war alles in bester Ordnung. Ein kurzer Blick, ein zufriedenes Schnaufen- Jungs, fein weiterarbeiten...
Ich glaube, dass durch seine Anwesenheit die eine oder andere Frühstückspause zurückgestellt wurde:-).

Wenn ich nun heute die fast neun Jahre Revue passieren lasse stelle ich fest, ja, vieles ist anders geworden.
Da gibts die grauen Haare am Fang, Eigenarten, die in den letzten Monaten von jetzt auf gleich an den Tag gelegt wurden, absolute Attacken von Faulheit- sprich heute bewege ich mich gar nicht, neue Fressgewohnheiten- da hängt auch mal der Kopf in der Mülltüte und ein neues abendliches Ritual- ohne Decke, die ihn komplett bedecken muss wird nicht geschlafen.
Doch eines ist immer noch das Gleiche.
Ich schaue in Augen, die nichts an Jugend und Tatendrang verloren haben.
Ich schaue in Augen, welche strotzen vor Gelassenheit und Erfahrung.
Und auch wenn er heute viele Stunden des Tages verschläft, ist die Freude auf einen ausgiebigen Spaziergang ungebrochen.

Ich bin sehr gespannt auf all die Dinge, die noch kommen werden.
Denn was kann es Schöneres geben, als von seinem Hund und sich behaupten zu können, wir lernen immer noch voneinander, jeden Tag- wir sind ein gutes Team...
Copyright © 2007 Melanie Neth. Alle Rechte vorbehalten